Kafka Portrait (2024)

Schreibmaschine auf Papier, A2, Unikat

In dieser Arbeit entsteht das Porträt Franz Kafkas nicht durch zeichnerische Mittel, sondern allein durch Zeichen im wörtlichen Sinn: Typenanschläge auf einer mechanischen Schreibmaschine. Zeile für Zeile setzt sich das Antlitz des Autors zusammen – nicht durch Darstellung, sondern durch Einschreibung. Der Bildträger wird zur Seite, die Seite zur Bühne eines Apparats.

Die Referenz auf Kafkas Erzählung „In der Strafkolonie“ ist dabei mehr als eine biografische Fußnote. Der in der Erzählung beschriebene Strafapparat, der sein Urteil in die Haut des Verurteilten ritzt, fungiert hier als medientheoretischer Hintergrund. Auch das Kafka Portrait operiert als Maschine, die Identität nicht abbildet, sondern einschreibt – nicht im Leib, sondern im Papier. Der Apparat schreibt, was wir zu sehen glauben.

Diese Lesart wird durch die Wahl des Mediums vertieft: Die Schreibmaschine steht im Zentrum der medienarchäologischen Theorie Friedrich Kittlers, der sie als ein Gerät beschreibt, das den Autor zur Funktion eines Apparats macht. In diesem Sinn versteht sich das Kafka Portrait nicht als nostalgische Reverenz, sondern als reflexive Auseinandersetzung mit der Rolle des Subjekts im Schreibprozess – und mit der Frage, was vom Autor bleibt, wenn der Apparat übernimmt.


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